

Cannabinoide
Cannabinoide sind eine Gruppe von Verbindungen, die mit dem Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers interagieren.
Was sind Cannabinoide?
Cannabinoide sind chemische Verbindungen die sich an die CB1- und CB2-Rezeptoren des körpereigenen Endocannabinoid-Systems binden, das unter anderem Stimmung, Gedächtnis, Schmerzempfinden, Appetit und andere physiologische Prozesse reguliert. Endocannabinoide werden vom Körper selbst produziert, Phytocannabinoide stammen aus der Cannabispflanze und synthetische Cannabinoide werden im Labor hergestellt, um natürlich vorkommende Cannabinoide nachzuahmen. Zu den wichtigsten zählen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Sie binden sich an die CB1- und CB2-Rezeptoren des körpereigenen Endocannabinoid-Systems und beeinflussen dadurch bestimmte physiologische Funktionen wie Stimmung und Appetit.

Was bewirken Cannabinoide?
Cannabinoide beeinflussen im menschlichen Körper das ECS, dass bei der Regulation viele biologische Prozesse beteiligt ist. Dadurch bieten sie möglicherweise therapeutische Vorteile. Weitere Forschungen sind erforderlich, um ihre Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen vollständig zu verstehen.
Entourage-Effekt
Bioaktive Verbindungen in der Cannabispflanze können theoretisch zusammenwirken und einen sogenannten Entourage-Effekt erzeugen. Dabei handelt es sich um das Konzept, dass verschiedene Inhaltsstoffe wie Terpene und Minor-Cannabinoide (z. B. CBN oder CBC) synergistisch wirken, um die therapeutischen Eigenschaften von Cannabis zu verstärken oder zu modulieren. Die wissenschaftliche Evidenz ist bislang jedoch begrenzt; viele Studien befinden sich noch im präklinischen oder frühen klinischen Stadium. Weitere kontrollierte Untersuchungen sind notwendig, um diese Zusammenhänge eindeutig zu belegen.
Welche sind die wichtigsten Arten von Endocannabinoiden?
Es gibt verschiedene Endocannabinoide, die der menschliche Körper herstellt. Da sie erst vor relativ kurzer Zeit entdeckt wurden, steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Endocannabinoide sind Lipid (fettlöslich)-Signalmoleküle, die der Körper in besonderen Situationen selbst herstellt, um das Gleichgewicht zu erhalten. Sie werden nicht gespeichert, sondern unter bestimmten Bedingungen bei Bedarf produziert. Werden sie freigesetzt, können sie Cannabinoidrezeptoren im Endocannabinoid-System stimulieren und so physiologische Reaktionen hervorrufen.
Im Großen und Ganzen gibt es zwei primäre Endocannabinoide. Dies sind Anandamid (AEA) und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG). Anandamid bindet – ähnlich wie THC – an CB1-Rezeptoren, allerdings mit geringerer Affinität und kürzerer Wirkungsdauer. Diese Rezeptoren sind vor allem im zentralen Nervensystem lokalisiert, insbesondere in Bereichen, die für das Belohnungssystem und emotionale Verarbeitung zuständig sind. Daher hat Anandamid das Potenzial, Stimmung und Motivation zu beeinflussen. 2-AG ist das im menschlichen Körper am weitesten verbreitete Endocannabinoid und kommt im Nervensystem so wie in anderen Körperorganen und Geweben vor. Es interagiert sowohl mit den CB1- als auch mit den CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. 2-AG beeinflusst nachweislich die Freisetzung von Neurotransmittern (Botenstoffe) und fördert die synaptische Plastizität.

Welche sind die wichtigsten Arten von Phytocannabinoiden?
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Phytocannabinoide. Die bekanntesten sind Cannabidiol (CBD) und Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC). Da diese beiden in den meisten medizinischen Cannabisprodukten enthalten sind, werden sie als „Haupt-Cannabinoide“ eingestuft. Eine Möglichkeit, medizinische Cannabisprodukte zu klassifizieren, ist das Gleichgewicht bzw. das Verhältnis dieser beiden Verbindungen zueinander. Daneben gibt es weniger verbreitete Phytocannabinoide, die als „kleinere Cannabinoide“ bezeichnet werden.
Sowohl CBD als auch THC besitzen dieselbe Summenformel, nämlich C₂₁H₃₀O₂ – das heißt, sie bestehen jeweils aus 21 Kohlenstoff-, 30 Wasserstoff- und 2 Sauerstoffatomen. Auch ihre Molekülmassen sind nahezu identisch: THC hat eine molare Masse von 314,469 g/mol, CBD von 314,464 g/mol.
Strukturell gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied: Während THC einen geschlossenen Ringsystem (eine sogenannte zyklische Ether-Struktur) enthält, besitzt CBD an dieser Stelle eine Hydroxylgruppe (–OH). Dieser Unterschied hat einen großen Einfluss auf ihre Wirkung.
Man könnte sagen, THC hat eine 3D Struktur wie Velcro mit Haken – seine Molekülform und funktionellen Gruppen ermöglichen eine starke Bindung an CB1-Rezeptoren.
CBD hingegen ähnelt eher einer glatten Folie – ihm fehlen die „Haken“, sodass es nur schwach oder gar nicht an CB1-Rezeptoren bindet.

THC
Tetrahydrocannabinol (THC) ist eins der bekanntesten Phytocannabinoide, dass in medizinischen Cannabisprodukten verwendet wird. THC der psychoaktive Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, entfaltet seine Wirkung überwiegend über das Endocannabinoid-System, weil der Wirkstoff gezielt CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem aktiviert – insbesondere in Bereichen, die für Stimmung, Wahrnehmung, Gedächtnis und Koordination zuständig sind.
Im Gegensatz zu den körpereigenen Endocannabinoiden, die nur kurzzeitig und lokal wirken, bleibt THC länger aktiv und beeinflusst das Gleichgewicht wichtiger Botenstoffe wie Dopamin, GABA und Glutamat. Dies kann zu Gefühlen von Euphorie, Entspannung, veränderter Zeitwahrnehmung oder intensiverer Sinneswahrnehmung führen. Dieser Effekt wird in der Medizin bewusst dosiert genutzt – etwa zur Linderung chronischer Schmerzen, Appetitsteigerung oder zur Beruhigung bei starker innerer Unruhe.
In geringerem Maße wirkt THC auch auf CB2-Rezeptoren, die vor allem in Zellen des Immunsystems vorkommen. Dies kann entzündungshemmende Effekte unterstützen.
Darüber hinaus interagiert THC mit weiteren Zielstrukturen außerhalb des Endocannabinoid-System – z. B. mit Serotonin-Rezeptoren (5-HT3) oder TRP-Kanälen – was zusätzlich zur antiemetischen Wirkung (gegen Übelkeit) und zur Modulation von Schmerz beitragen kann.
Ein Arzt kann Patienten THC in verschiedenen Formen verschreiben, darunter THC-Öle, topische Produkte, Sativex und getrocknete Blüten.
CBD
Cannabidiol (CBD) ist eines der beiden wichtigsten Cannabinoide und ist in einer Vielzahl von medizinischen Cannabisprodukten enthalten. Eine Reihe verschiedener Produkttypen verwenden CBD als Hauptbestandteil, darunter CBD-Öle, Lebensmittel, topische Produkte, Kosmetika, Lebensmitteln, Wellnessprodukten, Epidiolex und getrocknete Blüten.
CBD wirkt über mehrere biologische Systeme hinweg – sowohl innerhalb als auch außerhalb des klassischen Endocannabinoid-System.
Im Endocannabinoid-System steht CBD als negativer allosterischer Modulator am CB1-Rezeptor. Das bedeutet das CBD sich nicht direkt an die CB1-Rezeptoren bindet, sondern es reversibel und zeitlich begrenzt verändert, so dass Substanzen wie THC sich schwächer binden oder wirken. CBD beeinflusst das Endocannabinoid-System zusätzlich durch: Hemmung des FAAH-Enzyms (Fettsäure-Amidhydrolase), dass Anandamid abbaut. Dadurch steigen Anandamid-Spiegel im Körper, was eine indirekte Aktivierung von CB1 fördern kann. Also, CBD dämpft externe, starke Reize wie THC (z. B. um psychoaktive Überstimulation zu verhindern), während es gleichzeitig das körpereigene Gleichgewichtssystem unterstützt, indem Anandamid geschont und so feine, physiologische CB1-Aktivierung gefördert wird. Beide Effekte sind also komplementär und tragen zu CBDs Ruf als balancierender Modulator des Endocannabinoid-System bei.
Die dominanten Wirkmechanismen von CBD laufen über andere, nicht-ECS-Sygnalwege (z. B. Serotonin, TRP-Kanäle, GPR55, PPARγ). Studien weisen auf anxiolytische, analgetische und antiinflammatorische Effekte hin, die zu den wichtigsten potenziellen therapeutischen Wirkungen zählen. CBD beeinflusst gleichzeitig mehrere biologische Systeme und entfaltet dabei komplexe, indirekte und modulierende Effekte, ohne eine berauschende Wirkung zu verursachen. Diese Eigenschaften erklären seine vielfältigen Einsatzbereiche in der Medizin (z. B. bei Schmerzen, Entzündungen, Angstzuständen, Epilepsie).
Geringfügige Cannabinoide
Eine Reihe weniger verbreiteter Cannabinoiden wird als geringfügige Cannabinoide eingestuft. Dazu gehören Cannabigerol (CBG), Cannabinol (CBN) und Cannabichromen (CBC). Im Allgemeinen sind medizinische Cannabisprodukte mit hohen Konzentrationen an geringfügige Cannabinoide eher selten. Produkte wie Vollspektrum-Cannabisöle enthalten jedoch häufig neben den Hauptcannabinoiden und Terpenen auch eine Reihe von Nebencannabinoiden.
Was sind synthetische Cannabinoide?
Synthetische Cannabinoide sind Chemikalien, die die Wirkung natürlicher Cannabinoide imitieren sollen. Sie werden in Labors hergestellt und orientieren sich an bestehenden Cannabinoidprofilen. Erwähnenswert ist, dass einige synthetische Cannabinoide ein Wirkungsprofil aufweisen, das mit keinem der entdeckten natürlichen Cannabinoide übereinstimmt.
Sind Cannabinoide in Deutschland legal?
Seit dem 10. März 2017 dürfen Ärzte unter strengen Auflagen medizinischer Cannabis – darunter Blüten, Extrakte, oder Dronabinol – verschreiben.
Mit dem Inkrafttreten des Medizinal-Cannabisgesetzes (MedCanG) zum 1. April 2024 wurde Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) genommen. Dank dieser gesetzlicher Änderungen erfolgt die Verschreibung deutlich einfacher mit normalem Rezept, ohne komplizierte Bürokratie.

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